Was ist Krypto-Shilling – und warum sollte man aufpassen?

05.05.2025, 14:31

Was ist Krypto-Shilling – und warum sollte man aufpassen?

Shilling im Kryptobereich bedeutet die verdeckte Förderung von Projekten aus Eigeninteresse. Erfahren Sie, wie Sie typische Anzeichen erkennen und Ihre Investitionen mit Wissen, kritischem Denken und eigener Recherche schützen können.

In der Welt der Kryptowährungen, in der sich Informationen schneller verbreiten als je zuvor, stößt man leicht auf einen Tipp, ein Video oder einen Beitrag, der ein bestimmtes Projekt als „sicheren Gewinn“ anpreist. Wenn die Botschaft übertrieben wirkt, voll großer Versprechen auf schnelle Gewinne ist und von Personen stammt, die offensichtlich ein einziges Projekt pushen – dann handelt es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um sogenanntes Shilling.

Doch was genau ist Shilling – und warum ist es so problematisch?

Was bedeutet „Shilling“?

Im Krypto-Kontext bezeichnet Shilling die aggressive Werbung für eine bestimmte Kryptowährung oder ein Projekt – meist ohne offenzulegen, dass der oder die Werbende selbst davon finanziell profitiert.

Das Ziel von Shilling ist es, künstliches Interesse und einen Preisanstieg eines Coins oder Tokens zu erzeugen – oft ohne solide Grundlage. Diejenigen, die shillen, wollen meist ihre eigenen Bestände zu einem höheren Preis verkaufen und dadurch Gewinn erzielen.

Shilling tritt besonders häufig in folgenden Situationen auf:

Auf sozialen Netzwerken (Twitter/X, TikTok, Reddit, Telegram-Gruppen)

Beispiel: Im Jahr 2021 war das Projekt SafeMoon eines der bekanntesten Beispiele für Shilling auf Twitter und Reddit. Tausende Nutzerinnen und Nutzer bewarben SafeMoon massiv mit Slogans wie „Kauf jetzt, bevor es zum Mond geht“ (#SafeMoon, #ToTheMoon).

In vielen Fällen gaben die Shiller nicht an, dass sie selbst bereits in SafeMoon investiert hatten und finanziell davon profitierten, wenn der Kurs stieg.

Diese massenhafte Promotion erzeugte eine künstliche Nachfrage – und später verloren viele Anleger Geld, als der Token massiv an Wert verlor.

In den Kommentaren unter YouTube-Videos oder Artikeln

Beispiel: Während des Hypes um BitConnect im Jahr 2017 fanden sich unter fast jedem Krypto-Video auf YouTube Kommentare wie: „BitConnect hat mir 300 % Gewinn in nur drei Monaten gebracht! Steigt ein, bevor es zu spät ist!“

Später stellte sich heraus, dass BitConnect ein klassisches Ponzi-System war – und viele dieser Kommentare stammten von einer Community, die durch das Anwerben neuer Nutzer Geld verdiente. Zahlreiche Anleger, die auf diese scheinbar „authentischen“ Kommentare hereinfielen, verloren schließlich ihr investiertes Kapital.

Durch „Influencer“, die bezahlte Werbung machen, ohne ihre Zusammenarbeit offenzulegen

Beispiel: Einer der bekanntesten Fälle betrifft den berühmten Boxer Floyd Mayweather und den Musiker DJ Khaled, die über ihre Social-Media-Kanäle ein ICO für das Projekt Centra Tech beworben haben.

Sie lobten das Projekt öffentlich als revolutionär – ohne offenzulegen, dass sie für diese Werbung Hunderttausende US-Dollar erhalten hatten. Später stellte sich heraus, dass Centra Tech Investoren betrogen hatte. Mayweather und Khaled wurden von den US-Behörden wegen fehlender Kennzeichnung bezahlter Werbung bestraft.

Im Jahr 2018 wurden sie von der SEC mit Geldstrafen belegt, und drei Gründer von Centra Tech mussten sich wegen Betrugs vor Gericht verantworten.

Dieser Fall gilt seither als Präzedenzfall für die Verantwortung von Influencern bei der Bewerbung von Krypto-Projekten.

Ein aktuelles Beispiel ist der Skandal rund um die Kryptowährung $LIBRA in Argentinien, der am 14. Februar 2025 öffentlich wurde – und zeigt, wie schwerwiegend die Folgen unverantwortlicher Werbung durch öffentliche Personen sein können.

Präsident Javier Milei sprach sich öffentlich für $LIBRA aus, was eine Welle des Interesses unter der Bevölkerung und einen schnellen Preisanstieg des Tokens auslöste – allerdings nur kurzfristig.

Kurz darauf brach der Kurs drastisch ein, und Tausende Anleger erlitten erhebliche finanzielle Verluste. Obwohl Milei erklärte, keine Verbindung zu den Organisatoren gehabt und keinen finanziellen Vorteil daraus gezogen zu haben, sehen viele Experten diesen Fall als klassisches Beispiel für Shilling.

Diese Beispiele zeigen deutlich, wie stark Shilling den Kryptomarkt beeinflussen kann.

Mit der ständigen Entstehung neuer Projekte bleibt Shilling ein weitverbreitetes Phänomen – oft geschickt getarnt als „ehrliche Empfehlung“. Für Anleger bedeutet das: Vorsicht ist nach wie vor geboten.

Warum ist Shilling durch Influencer besonders gefährlich?

Shilling durch Influencer gehört zu den riskantesten Taktiken in der Krypto-Branche – vor allem wegen des hohen Vertrauens, das Influencer bei ihrem Publikum genießen.

Wenn eine bekannte Persönlichkeit ein bestimmtes Krypto-Projekt bewirbt, gehen viele Follower automatisch davon aus, dass es sich um eine geprüfte und sichere Investition handelt. Doch wenn der Influencer nicht offenlegt, dass er für die Werbung bezahlt wurde – oder das Projekt selbst gar nicht geprüft hat – können Anleger auf Grundlage von reiner „Autorität“ und Popularität folgenschwere Fehlentscheidungen treffen.

Solche Empfehlungen verwischen zusätzlich die Grenze zwischen objektiver Information und bezahlter Werbung – was Shilling noch schwerer erkennbar macht.

Regulierung von Influencern in der Krypto-Welt

Gerade wegen dieser Risiken nehmen Aufsichtsbehörden weltweit die Aktivitäten von Influencern im Kryptobereich zunehmend unter die Lupe.

So haben beispielsweise die US-amerikanische Börsenaufsicht SEC und die britische Financial Conduct Authority (FCA) deutlich gemacht, dass die Bewerbung finanzieller Produkte ohne transparente Offenlegung bezahlter Kooperationen zu hohen Geldstrafen führen kann.

Einige Länder – darunter Frankreich und Australien – haben bereits strengere Vorschriften eingeführt, die Influencer verpflichten, klar und sichtbar anzugeben, wenn sie für die Werbung eines Finanzprodukts bezahlt wurden – einschließlich Kryptowährungen.

Diese Entwicklungen zeigen, wie wichtig es ist, Empfehlungen in sozialen Netzwerken kritisch zu hinterfragen – und Investitionsentscheidungen nicht ausschließlich auf Basis der Bekanntheit oder Beliebtheit eines Promoters zu treffen.

Wie erkennt man Shilling?

Hier sind einige Anzeichen, die auf Shilling hindeuten können:

Übertriebene Versprechen:
Aussagen wie „Diese Kryptowährung wird in einem Monat um 100 % steigen!“ sind oft ein klares Warnsignal. Niemand kann die Marktentwicklung mit Sicherheit vorhersagen – solche Aussagen dienen meist nur dazu, leichtgläubige Anleger zu ködern.

Keine echten Informationen:
Fehlt ein veröffentlichtes Whitepaper, gibt es keine Angaben zum Entwicklungsteam oder keine klar definierten Ziele – und stattdessen nur Hype –, handelt es sich sehr wahrscheinlich um einen Versuch, den Markt zu manipulieren.

Einsatz von FOMO (Fear of Missing Out):
Botschaften wie „Wenn du jetzt nicht kaufst, ist es in einem Monat zu spät!“ spielen mit Emotionen und erzeugen künstlichen Druck. Investitionen unter Zeitdruck sind besonders risikobehaftet.

Versteckte finanzielle Interessen:
Wenn der Promoter nicht offenlegt, dass er große Mengen eines bestimmten Coins hält, besteht ein hohes Risiko, dass er ein persönliches Interesse daran hat, den Kurs in die Höhe zu treiben – um später mit Gewinn zu verkaufen.

Spam-Kommentare oder Copy-Paste-Nachrichten auf mehreren Kanälen:
Tauchen ähnliche oder identische Kommentare unter mehreren Videos, in Foren oder Telegram-Gruppen auf, handelt es sich höchstwahrscheinlich um eine koordinierte Shilling-Kampagne – nicht um echtes Community-Interesse.

Das Bild zeigt fünf Anzeichen für Crypto-Shilling, auf die man achten sollte.

Warum ist Shilling gefährlich?

Künstliche Preisaufblähung:
Shilling erzeugt oft einen künstlichen Hype um einen bestimmten Coin oder Token, wodurch der Preis unnatürlich in die Höhe getrieben wird. Sobald das Interesse nachlässt oder Promoter ihre Bestände verkaufen, fällt der Kurs rapide – und Kleinanleger erleiden erhebliche Verluste.

Verlust des Nutzervertrauens:
Gerade bei Einsteigern kann Shilling ein falsches Gefühl von Sicherheit vermitteln. Viele Investoren glauben, professionellen Empfehlungen zu folgen – doch nach finanziellen Verlusten verlieren sie nicht nur das Vertrauen in einzelne Projekte, sondern in die gesamte Krypto-Branche.

Verbindung zu „Pump-and-Dump“-Systemen:
In solchen Fällen fördern Promoter gezielt Käufe, indem sie unrealistische Erwartungen verbreiten. Sobald der Preis steigt, verkaufen sie ihre Tokens mit hohem Gewinn – während der Großteil der Anleger auf wertlosen Coins sitzen bleibt.

Verzerrtes Bild vom Projekt:
Shilling stellt Projekte oft in einem verzerrten Licht dar und konzentriert sich ausschließlich auf kurzfristige Gewinne. Der tatsächliche Nutzen und das langfristige Potenzial eines Projekts bleiben dabei unbeachtet – Investoren treffen Entscheidungen eher aus Emotionen als auf Basis verlässlicher Informationen.

Wie kann man sich vor Shilling schützen?

Immer selbst recherchieren (DYOR):
Verlassen Sie sich nicht blind auf Posts im Internet – selbst wenn sie von bekannten Persönlichkeiten stammen. Kritisches Denken und eigene Analyse sind die wichtigsten Werkzeuge eines jeden ernsthaften Investors.

Informationsquellen hinterfragen:
Fragen Sie sich: Hat die Person, die das Projekt bewirbt, ihre Verbindung oder finanziellen Interessen offengelegt? Transparenz ist ein zentrales Merkmal von Glaubwürdigkeit.

Stellen Sie kritische Fragen:
Geben Sie sich nicht mit oberflächlichen Infos zufrieden. Recherchieren Sie, wer hinter dem Projekt steht, welche Erfahrung das Team mitbringt, welches Problem gelöst werden soll – und ob wirklich ein Bedarf für den Token besteht.

Verfolgen Sie unabhängige Plattformen:
Nutzen Sie Informationsquellen, die für ihre Objektivität bekannt sind – nicht solche, die bezahlte Werbung ohne Kennzeichnung veröffentlichen oder Projekte aus Eigeninteresse pushen.

Lassen Sie sich nicht vom Hype leiten:
Investieren sollte ein rationaler Prozess sein. Emotionen wie FOMO oder Gier führen oft zu schlechten Entscheidungen. Mehr über die psychologischen Fallen beim Investieren erfahren Sie in unserem Blogbeitrag zur Investment-Psychologie.

Klug investieren beginnt mit Vorsicht

Shilling ist zu einem festen Bestandteil der Krypto-Welt geworden – das heißt jedoch nicht, dass wir es als normal hinnehmen sollten. In einer Zeit, in der sich Informationen schneller verbreiten als je zuvor, sind Wissen und kritisches Denken der beste Schutz für jeden Anleger. Es ist entscheidend, Betrug rechtzeitig zu erkennen.

Seien Sie immer wachsam – wenn etwas zu gut klingt, um wahr zu sein, ist es das mit großer Wahrscheinlichkeit auch.